Sie grunzen freudig, einige springen sogar hoch by Andy Strauß

Autor:Andy Strauß
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: UnsichtbarVerlag
veröffentlicht: 2013-09-05T16:00:00+00:00

17.

Frieda

Als meine letzte Freundin Frieda in meiner Anwesenheit einen circa achtzig Meter tiefen Abhang hinunterstürzte, konnte ich nichts anderes machen, als die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, entsetzt zu gucken und zu rufen:

NNNNNEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIII­IIIIIIINNN­NNNNNNN!

Nachdem sie am Boden zerschellt war, setzte ich mich in den Schneidersitz und dachte darüber nach, warum ich sie eigentlich geschubst hatte. Ich bin ja eigentlich nicht so der Mörder, sondern ein ganz netter Zeitgenosse, spiele gerne Schach, fahre einen Mittelklassewagen mit Umweltplakette und zahle monatlich meine Rechnungen. Und plötzlich schubst einer wie ich seine Freundin einen steilen Abhang hinunter, das passt genau so wenig, wie eine Jungfrau in den Swingerclub. Trotzdem habe ich es getan und auch gute Gründe, denn der Verdacht lag nahe, dass es eigentlich Frieda war, die mich umbringen wollte, obwohl sie so einen friedlichen Namen hatte. Ihr Motiv bestand aus drei typischen Faktoren, die ich hier der Reihe nach nennen möchte.

Erstens war sie ziemlich verliebt in meine weißroten Nike Air Sneakers von 1993, die noch top in Ordnung und auf dem Markt nicht mehr zu haben sind. Es machte sie unglaublich sauer, dass ich sie ihr nicht mal ausleihen wollte (Habgier).

Zweitens erfüllte es sie mit Zorn, dass ich diese Schuhe stets etwas lieber hatte als sie und auch häufiger mit ihnen schlief, als mit ihr (Eifersucht).

Drittens vermute ich, dass sie davon ausging, das feine Leder meines Torsos und meiner Gliedmaßen nach meinem Tod zu einem schicken Mantel vernähen zu können (Blödheit).

Ihre gegen mich gerichteten Mordversuche waren immer gut kaschiert und perfide ausgeführt. Einmal zum Beispiel beim Angeln.

Wir saßen gemeinsam im Boot und Frieda wollte gerade einen Regenwurm an die Angel pappen, griff aber nach meinem Handyladekabel, spießte es mit dem Angelhaken auf und warf die Angel aus. Natürlich war das Ladegerät danach hinüber und Teil eins ihres Planes war im Kasten. Zum Ausgleich bestellte sie mir dann bei eBay ein neues Ladegerät. Dieses Ladegerät aber war kein Original, sondern ein billiger Asia-Import, der direkt bei der ersten Benutzung hart explodierte. Dass ich dieses Attentat überlebte, lag ausschließlich daran, dass ich mit hart explodierte total übertrieben habe und es in Wirklichkeit einfach nur nicht funktionierte, aber immerhin. Es war ihr Plan, da kann ich nichts für, wenn der nicht funktionierte.

Weitere Indizien für Mordversuche ihrerseits sind:

a) dass sie im Bett immer an der Seite schlafen wollte, an der die Wand ist, obwohl jeder weiß, dass, wenn Buhmänner im Haus sind, diese immer die Person essen, die auf der Außenseite des Bettes schläft;

b) dass sie mir zu meinem Geburtstag einen Nusskuchen machte, wahrscheinlich weil sie davon ausging, dass ich eine Nussallergie habe, womit sie sich aber geschnitten hatte;

c) dass sie versucht hat, mich bekloppt zu machen, indem sie immer wieder fragte, was ich denn denken würde, obwohl sie haargenau wusste, dass ich relativ selten etwas denke;

d) dass sie beim Schnick-Schnack-Schnuck-Spielen immer die Schere nahm und damit meinem Hals gefährlich nahe kam (was blöd von ihr war, weil ich motorisch nur Stein und Papier kann und Papier niemals machen würde, weil das schon ein halber Hitlergruß ist).

Zu

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